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"Diskriminierung"

by amebo, March 17, 2012

Messages: 24

Language: Deutsch

amebo (User's profile) March 17, 2012, 7:50:54 PM

Saluton,

in letzter Zeit wurde ich relativ häufig mit sehr negativen Reaktionen auf mein Interesse für Esperanto konfrontiert.
Das ging so weit, dass ich quasi "aus dem Nichts" persönlich angegriffen wurde (natürlich "nur" verbal)...hat mich sehr schockiert und auch traurig gemacht, muss ich sagen.

Ich wollte fragen, ob ihr sowas auch erlebt wenn jemand "herausbekommt" dass ihr euch für Esperanto interessiert oder es gar lernt/sprecht? Oder geht ihr eher offen damit um? Ist es "normal" dass man mit sowas rechnen muss, wenn man Esperanto spricht/lernt? Was für Erfahrungen habt ihr bisher im Gespräch mit anderen gemacht?

Ĝis,
amebo

lagtendisto (User's profile) March 17, 2012, 8:26:41 PM

amebo:
in letzter Zeit wurde ich relativ häufig mit sehr negativen Reaktionen auf mein Interesse für Esperanto konfrontiert.
Das ging so weit, dass ich quasi "aus dem Nichts" persönlich angegriffen wurde (natürlich "nur" verbal)...hat mich sehr schockiert und auch traurig gemacht, muss ich sagen.
Könntest du bitte mal etwas genauer die Situation schildern? Welchen Hintergrund hatten die anderen Leute von denen du sehr negative Reaktionen erlebt hast? Also waren das irgendwelche Polyglotts oder so?

amebo:
Ich wollte fragen, ob ihr sowas auch erlebt wenn jemand "herausbekommt" dass ihr euch für Esperanto interessiert oder es gar lernt/sprecht? Oder geht ihr eher offen damit um?
Das klingt jetzt irgendwie nach einem Hilfegesuch in einer Selbsthilfegruppe. Wie meinst du das jetzt? Also offen umgehen. Mit einem grünen Stern am Revers oder Ich mag Esperanto T-Shirt renne ich persönlich nicht herum. Oder was meinst du jetzt mit offen umgehen?

amebo:
Ist es "normal" dass man mit sowas rechnen muss, wenn man Esperanto spricht/lernt? Was für Erfahrungen habt ihr bisher im Gespräch mit anderen gemacht?
Ja und nein. Meiner Meinung nach. Wenn der Angriff von 40+ Leuten kommt. Dann könnte es vielleicht gar kein Angriff gegen dich persönlich sein. Es könnte sich da eher so um eine Allergie gegen die Politfolklore Egotrips von einigen Leuten sein die sich gerne als die Vertreter von irgend so einer Esperanto-Sprachbewegung darstellen. Keine Ahnung was die überhaupt wollen. Hängt wahrscheinlich auch vom Bundesland ab. Auf der einen Seite sind diese Espo Politfolklories eigentlich ganz belustigend. Auf der anderen Seite wird man natürlich schnell mit denen in einen Topf geworfen. Das ist natürlich weniger belustigend.

Als ich persönlich bin jetzt noch nicht von Leuten jünger als 30 wegen Esperanto angemacht worden. Esperanto ist doch ganz interessant. Neben anderen Dingen. Klar.

amebo (User's profile) March 17, 2012, 9:58:34 PM

spreecamper:
Könntest du bitte mal etwas genauer die Situation schildern? Welchen Hintergrund hatten die anderen Leute von denen du sehr negative Reaktionen erlebt hast? Also waren das irgendwelche Polyglotts oder so?
Es sind meistens Fremde, die mich darauf ansprechen nachdem sie in meinem Profil gelesen haben (ich bin in einer Esperanto-Gruppe in einem sozialen Netzwerk) - über deren Hintergrund kann ich dir also nichts sagen.

spreecamper:
Das klingt jetzt irgendwie nach einem Hilfegesuch in einer Selbsthilfegruppe. Wie meinst du das jetzt? Also offen umgehen. Mit einem grünen Stern am Revers oder Ich mag Esperanto T-Shirt renne ich persönlich nicht herum. Oder was meinst du jetzt mit offen umgehen?
ridego.gif Ja, das war insgesamt etwas unglücklich formuliert.

Ich meinte mit "offen damit umgehen", sich eben in irgendeiner Hinsicht "erkenntlich" zu geben z. B. durch einen Anstecker, ein T-Shirt, etc.

spreecamper:
Es könnte sich da eher so um eine Allergie gegen die Politfolklore Egotrips von einigen Leuten sein die sich gerne als die Vertreter von irgend so einer Esperanto-Sprachbewegung darstellen.
Könntest du das etwas näher erläutern?

lagtendisto (User's profile) March 17, 2012, 10:32:07 PM

amebo:
Es sind meistens Fremde, die mich darauf ansprechen nachdem sie in meinem Profil gelesen haben (ich bin in einer Esperanto-Gruppe in einem sozialen Netzwerk) - über deren Hintergrund kann ich dir also nichts sagen.
Ach so.

amebo:
spreecamper:
Das klingt jetzt irgendwie nach einem Hilfegesuch in einer Selbsthilfegruppe. Wie meinst du das jetzt? Also offen umgehen. Mit einem grünen Stern am Revers oder Ich mag Esperanto T-Shirt renne ich persönlich nicht herum. Oder was meinst du jetzt mit offen umgehen?
ridego.gif Ja, das war insgesamt etwas unglücklich formuliert.

Ich meinte mit "offen damit umgehen", sich eben in irgendeiner Hinsicht "erkenntlich" zu geben z. B. durch einen Anstecker, ein T-Shirt, etc.
Okay. Ist jetzt aber nicht so mein Geschmack.

amebo:
spreecamper:
Es könnte sich da eher so um eine Allergie gegen die Politfolklore Egotrips von einigen Leuten sein die sich gerne als die Vertreter von irgend so einer Esperanto-Sprachbewegung darstellen.
Könntest du das etwas näher erläutern?
Dieses Video beschreibt die Espo Politfolklories ganz treffend. Das Video ist eine Persiflage von Espo-Leuten über Espo Politfolklories. Der Hauptakteur in dem Film ist Platano (La Pafklik). Das Video wurde vom jetzigen Kontakto Revuo - Redakteur zusammengeschnitten. Es werden also Leute auf die Schippe genommen die es wirklich gibt. Meiner Meinung nach sind diese Angriffe in dem sozialen Netzwerk Angriffe gegen diese Espo Politfolklories. Sie strahlen halt ihren grünen Schatten immer noch überall hin. Die volle Breitseite bekommen dann meistens Espo-Leute ab die eigentlich gar nichts mit Espo Polit Folklore am Hut haben. Und das kann dann ab einem bestimmten Punkt schon ziemlich wütend machen. Bei mir hat sich die Wut gegen die Espo Politfolklories gerichtet. Sie haben halt irgendwie den "Markennamen Esperanto" vers##t. Oder anders gesagt. Esperanto ist so wie diese Espo Folkloristen es sich wünschen nicht mehr attraktiv. Schlimmer noch. Das Sprachkonzept Esperanto wird dadurch lächerlich gemacht. Ich verwende das Schlüsselwort Esperanto auch nicht mehr in sozialen Netzwerken. Ich erwähne nur noch direkt den Namen des Esperanto-Projektes. Abschließend will ich noch sagen, daß sich halt da auch jeder seine eigene Meinung bilden sollte. Also wenn du da kein Problem siehst. Ist ja auch okay.

Esperantst (User's profile) March 17, 2012, 10:52:12 PM

Die meisten Menschen haben von Esperanto doch überhaupt keine Ahnung und haben auch keine "seltsameren" Esperanto-Sprecher kennengelernt. Von Esperanto hört man gelegentlich in der Presse; Informationsstände sind doch heute eigentlich recht gut gemacht. Ich glaube, dass viele Leute einfach intolerant sind; trotz mangelndem Wissen. Claude Piron hat dies in dem Werk "Psychologische Reaktionen dem Esperanto gegenüber" gut dargestellt:

"Einem Psychologen, der die Reaktionen auf das Wort 'Esperanto' untersucht, fällt zweierlei auf: 1. Ein hoher Anteil der zu einer Stellungnahme über das Thema aufgeforderten Personen redet sehr ausgiebig. 2. Sie betrachten als evident und zitieren oftmals verschiedene Punkte, die mit der überprüften Realität nicht übereinstimmen, wie z. B. 'Es ist noch nie von jemandem ein Roman direkt in Esperanto verfaßt worden', 'Esperanto ist eine Sprache, die niemand spricht', 'Es gibt keine Kinder mit Esperanto als Muttersprache' usw. Solche Überzeugungen veranschaulicht gut ein Leserbrief von Peter Wells aus Singapur an das 'Time Magazin' (Wells, Peter [1987]: Letters - Aspiring to Esperanto. Time, 24. August 1987, p. 3): 'Esperanto hat keine Kulturgeschichte, keine einheimische Literatur und keine einsprachigen oder auch nur erstsprachigen Sprecher.'

Außerdem lassen viele der Befragten alle Zeichen von emotionalem Engagement erkennen. Manche reagieren begeistert und aufgeregt. Aber die Mehrheit sieht auf Esperanto von oben herab, gleichsam als handelte es sich offenkundig um eine Kinderei. Der Betreffende gibt zu verstehen, daß Esperanto nichts Ernstzunehmendes sei, und er schlägt dabei einen geringschätzigen Ton an gegenüber den 'Naivlingen', die sich damit befassen.

Wenn der Untersuchende, um eine vergleichbare Bezugsreaktion zu erzielen, seine Gesprächspartner auffordert, sich analog über das Bulgarische oder das Indonesische zu äußern, bekommt er eine ganz andere Antwort. In einer Minute macht der Befragte in völlig neutralem Ton alles klar, was er über diese Sprache zu sagen weiß: nämlich im allgemeinen, daß er über sie nichts weiß."


In diese Richtung geht es! Die Leute haben keine Ahnung; glauben aber eine Ahnung zu haben.

lagtendisto (User's profile) March 17, 2012, 11:00:47 PM

Esperantst, wie wäre es mal mit einer eigenen Meinung statt kilometerlanger Zitate? Was soll denn eigentlich die Opferrolle-Propaganda? "Helft den Schwachen. Helft den Esperantisten."(?)

amebo (User's profile) March 17, 2012, 11:12:17 PM

spreecamper:
Dieses Video beschreibt die Espo Politfolklories ganz treffend.
Ah, okay. Ich habe zwar nicht alles verstanden was da im Video gesagt wird, aber das ist ja eigentlich auch nicht nötig ridulo.gif

Esperantst:Der Betreffende gibt zu verstehen, daß Esperanto nichts Ernstzunehmendes sei, und er schlägt dabei einen geringschätzigen Ton an gegenüber den 'Naivlingen', die sich damit befassen.
Also das ist mir auch schon aufgefallen. Ist wohl eine normale Reaktion vieler Menschen, sobald man zu weit von der "Norm" abweicht. Kenne ich auch aus anderen Bereichen. Gut, damit muss man dann wohl leben. ridulo.gif

Sunjo (User's profile) March 17, 2012, 11:24:39 PM

amebo: Was für Erfahrungen habt ihr bisher im Gespräch mit anderen gemacht?
Meistens gute... Im Sinne von:
- interessant, wollte/will ich auch mal lernen, aber bisher fehlt die Zeit
- tolle Sache, aber ich lerne lieber eine Sprache, die jetzt schon nützlich ist (z.B. Spanisch oder Englisch)
- schönes/skurriles Hobby, mal was Anderes - schön, dass du Spaß dran hast und nette Leute kennenlernst, aber für mich ist das Nichts (Sprachenlernen grundsätzlich, andere Hobbies werden bevorzugt)
usw.

manchmal neutrale... dann sind meine Gesprächspartner vielleicht eher skeptisch, sprechen es aber nicht aus

bisher ist mir bewusst nur eine etwas kritischere Meinung begegnet und zwar von einer Freundin. Die meinte, Esperanto wäre unter Hitler gefördert worden und daher nazistisch (ihre Oma hätte ihr erzählt, sie hätte zu dieser Zeit Esperanto lernen müssen) - "Die gefährliche Sprache" von Ulrich Lins hatte ich damals schon gelesen und habe versucht, das zu entkräften. Aber gegen "persönliche" Erfahrungen (hier im Familienkreis) kommt man nur schwer an.

Esperantst (User's profile) March 17, 2012, 11:30:36 PM

Esperantst, wie wäre es mal mit einer eigenen Meinung statt kilometerlanger Zitate? Was soll denn eigentlich die Opferrolle-Propaganda? "Helft den Schwachen. Helft den Esperantisten."(?)
Ich verstehe deine Reaktion nicht! Eine eigene Meinung habe ich zum Ausdruck gebracht; trotz Zitat! Was meinst du bitte mit "Opferrolle-Propaganda"? Kannst du das näher ausführen? Worauf bezieht sich deine Aussage (auf Claude Piron; auf mich)?

amebo (User's profile) March 17, 2012, 11:33:20 PM

Sunjo:
bisher ist mir bewusst nur eine etwas kritischere Meinung begegnet und zwar von einer Freundin. Die meinte, Esperanto wäre unter Hitler gefördert worden und daher nazistisch (ihre Oma hätte ihr erzählt, sie hätte zu dieser Zeit Esperanto lernen müssen) - "Die gefährliche Sprache" von Ulrich Lins hatte ich damals schon gelesen und habe versucht, das zu entkräften. Aber gegen "persönliche" Erfahrungen (hier im Familienkreis) kommt man nur schwer an.
Ach, so rum war das? Ich dachte Esperanto sei verboten worden. Hatte ich zumindest mal wo aufgeschnappt.

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