Messages : 59
Langue: Deutsch
Hermann (Voir le profil) 20 novembre 2007 18:55:38
Aber mal zurück zu unserem Thema!
Heute hatte ich einen Kaffee-Vertreter hier, der wollte mir einen "Sell-Folder" dalassen. War natürlich bei mir richtig. - Daraus hat sich ein herrliches Gespräch entwickelt. Vielleicht bekomme ich jetzt ein "Vendofoldo". Ich denke, wir haben wieder eine Seele wachgerüttelt.
Ich habe ihm ein Anmeldeformular für den "Deutschen Esperanto-Bund" in die Hand gedrückt.
TED110 (Voir le profil) 20 novembre 2007 19:09:23
Und hier ist wieder ein problem. ich wüsste nichtmal, was ein Sell-Folder wäre...
Hermann (Voir le profil) 20 novembre 2007 19:18:15
Lanctupo (Voir le profil) 20 novembre 2007 21:28:09
TED, Du hast eine Gabe, die Nägel auf die Köpfe zu treffen! Der war wieder zum Einrahmen!Auch von mir ein dickes Kompliment, TED110, und zwar für den vorausgegangenen Artikel ("Trotzdem nett! Naja, ich kenne...").
Köstlich!
TED110 (Voir le profil) 20 novembre 2007 22:14:33
Nochwas zum nachdenken, ich weiß nicht ob ich mich freuen oder weinen soll. Jeder hat und kennt es, hier mal aus der Wikipedia:
Heute wacht eine parlamentarische Kommission über die „Reinheit“ der litauischen Sprache. Vielfach werden neue Wörter kreiert, um keine Anglizismen zu übernehmen. Ein populäres Beispiel ist das Wort žiniasklaida für 'Medien' (wörtlich: Nachrichtenausbreiter), das sich im Alltagsgebrauch durchgesetzt hat. Der Computer heißt dagegen schlicht kompiuteris.
donmiguel (Voir le profil) 20 novembre 2007 22:54:31
anderes Beispiel:
Wikipedia sagt: Das Wort Pistole stammt aus dem Tschechischen (píšťala) und kam über Frankreich nach Deutschland.
Manchmal vertritt ich die Meinung, dass diese Erscheinung ganz normal ist, manchmal stehen mir die Haare zu Berge und sehne mich nach einem Sprachenregime wie in Frankreich Aber über kurz oder lang wird diese Englisch-Orientierung eben eine Gegenbewegung auslösen und die meisten Wörter entfallen eh ziemlich schnell. Schlussendlich haben wir einen Kommpiuter auf dem man eine Teefau-Schau sehen kann und es fällt niemandem mehr auf whatever...
Und wenn jetzt jemand sagen will: "Hey, das fand ich jetzt crazy", dann ist das eben seine Schuld
Noch was: im Esperanto dünkt es mich, dass sehr viele Lateinische Wörter der Einfachheit halber übernommen wurde, obwohl es auch anders gehen würde. Hattet ihr auch schon den Eindruck?!
Mir ist schon mehrmals den Gedanken durch den Kopf gehuscht, dass man eigentlich ein vortkreado-portal eröffnen sollte, in dem man einen Begriff in Auftrag geben kann & darauf können sich die Leute mit ihren Esperantischen Interpretationen die Köpfe einschlagen bis was rauskommt, das bleibt
Lanctupo (Voir le profil) 20 novembre 2007 23:46:16
donmiguel:im Esperanto dünkt es mich, dass sehr viele Lateinische Wörter der Einfachheit halber übernommen wurde, obwohl es auch anders gehen würde.Was meinst Du mit "obwohl es auch anders gehen würde"? Kannst Du ein Beispiel nennen für dieses "anders"?
Mir persönlich ist im Esperanto jede Vokabel willkommen, die mir einigermaßen bekannt vorkommt, sei sie nun an Latein angelehnt oder (gern) Deutsch oder Französisch oder Englisch. Das seh ich aus einem völlig anderen Blickwinkel als die fortlaufende Selbstkastration der deutschen Sprache durch die Übernahme englischer Plumpheiten.
So ist mir ein "domo" z.B. weitaus lieber als ein "ĵito", das ich mir deutlich schwerer merken könnte (haŭso ist ja schon anderweitig belegt, würde mir aber auch entgegenkommen, da bin ich ganz egoistisch).
Von einem Wortschöpfungsportal, wie Du es Dir vorstellst, halte ich nicht sooo viel. Stell Dir mal vor, was da alles für Mist rauskommen könnte! Was den meisten gefällt, ist längst nicht immer das Beste. Da ist es mir lieber, wenn Neuschöpfungen von ein paar wenigen, erfahrenen Esperantisten eingeführt werden. Sonst haben wir am Ende ein Kuddelmuddel wie den Duden.
Hermann (Voir le profil) 21 novembre 2007 08:13:37
Jede Sprache wird von anderen befruchtet. Das ist ein Geben und Nehmen. Es macht sinn, wenn Begriffe übernommen werden, für die es im Deutschen kein oder nur schlechten Ersatz gibt. Aber das Unterschichten-Englisch, das sich zur Zeit in unserer Spracht breitmacht - besser gesagt in bestimmten Sprach-Schichten (sei es nun Demutsgehabe oder Schlautuerei) - dem bringe ich keinerlei Sypatie entgegen. Vermutlich wird es genau so wie Plateausohle, Vokuhila, Hulareifen, Käseigel, Nierentisch, Letkiss, wie die Mode lateinische oder französische Worte zu radebrechen, bald den Weg in die Modegeschichte nehmen. Hoffentlich!
donmiguel (Voir le profil) 21 novembre 2007 08:57:09
Zum Esperanto: ich habe auch eher an Bezeichnungen gedacht, die es im Esperanto nicht gibt. Nicht um eine neues Vokabular zu erstellen für Sachen, die sich festgesetzt haben Ich fände es auch schon toll wenn die Akademio de Esperanto für sich machen würde (ich könnte nach einem Wort fragen und sie strengen ihre Hirne an
Ich denke, so ein Beispiel, dass ich angesprochen habe wäre Fußball. Da gäbe es das Wort piedpilko. Nun hat man doch einfach AUS FAULHEIT futbalo genommen, weil man da nichts dazu lernen muss. Das ist doch eher ein Verlust und macht die Sprache einseitiger..? (okei, dieses Beispiel wurde ein lat. Wort ersetzt.. )
@Lanctupo: mit "anders gehen" habe ich gemeint, dass es schon einen Begriff gebenwürde.
Übrigens: keine Angst, ich will ja nicht die Sprache verändern...
Sonst fällt mir gerade nichts ein, aber ich werd ich ab jetzt achten und mir allfällige Wörter notieren. Es war eben so ein Gefühl und nicht eine gut recherchierte Tatsache..
Tach wohl.
TED110 (Voir le profil) 21 novembre 2007 12:24:34
Außerdem sollten wir auch nicht den Fehler machen, den KOD droht zu tun: Vokabelkenntnisse alleine sind für die Sprache nicht entscheidend. Die Grammatik und der Wortaufbau tragen genauso dazu bei! Und was hilft es uns, wenn Wörter zunehmend aus anderen Sprachen zusammengemixt werden - davon hat jeder ein bisschen was, keiner fühlt sich dadurch wirklich angesprochen.
Statt domo könnte man ja "taĥo" sagen, dann hätten wir was aus dem Gälischen.
Statt homo ginge ja auch "salamo", schau einer an, dann wäre sogar Koreanisch integriert. Auch wenn die meisten Menschen das eher für eine Rohwurst hielten.
"korosi" statt morti, perfekt! Japanisch wird mal ganz groß sein.
Jetzt müssten wir uns das nur mal merken.
Beispiel: Das obere ist Original-esperanto, das untere die Ultra-Charity-Version :
La (rom.) homo (rom.) pensas (rom.) cxiam (x)juste (rom.).
Al (arab.) salamo (kor.) tenkas (nor.) pantaux (el.) seite (jap.).
Wer will mir sagen, das wäre für alle leichter?
verstehst du was ich meine? Eine gewisse Konzentration ist wichtiger, dann haben alle was davon. Andere Sprachen profitieren dann eben vom Aufbausystem: Während wir Europäer und mit Sätzen wie "Mi estas tre bona" zufriedenstellen, sind die Altaier z.B. mit einem Aufbau wie "Mi bonegas" besser vertraut! Solche Konstruktionen könnte ich in kurzer Zeit nicht aufbauen, die letzte ist nur sehr geläufig - Japaner und andere Asiaten sind dies aber stets gewöhnt.
Hängen wir uns nicht an den Vokabeln auf! Und gegen eine Wortfunzelstation wäre ich auch, sonst kommt nacher wirklich zuviel Komisches auf, aber Hermann hat ja schon genau das gesagt, was ich mir denke.
Anglizismus, Latinismus, Hellenismus... wo liegen die Unterschiede? Das kann ich dir sagen...
Wir sagen "Anthropologie" und nicht "Logos anthropes"
Wie sagen "probieren" und nicht "ich probare".
Wir sagen "Regisseur", das gibt es im Französischen noch nicht mal (le métteur en scène)
Wir sagen aber "ich skate, shoppe, race..." anstatt "ich schoppe, skäite, räise..."
Alte Lehnwörter wurden umgewandelt, schon alleine, weil die Menschen damals alles so geschrieben haben, wie es gesprochen wurde. Dis sey das thun des Mittlhohdeitschen. Und eine Sprache der Unterschicht ist es auch nicht unbedingt: Egal ob Sell-Folder oder Burnout-Syndrom; Englisch ist cool und inovativ, in meinen Augen aber langsam total abgemeldet. Ich hoffe, dass wir die Schäden für unsere Sprache eindämmen können.
Making more possible...