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Idioma: Deutsch
Kunar (Mostrar o perfil) 27 de agosto de 2011 19:42:47
Es erschien mir doch etwas unpraktisch, das hier auf Deutsch zu tun. Wozu gibt es schließlich Esperanto?
Es gilt nach wie vor, was ich geschrieben habe: Wenn jemand für sich selbst etwas übersetzt, braucht er sich keinen meiner Hinweise anzutun. Wenn ich also Tipps gebe, dann immer mit dem Fokus darauf, dass das Ergebnis einer Übersetzung allgemein verwendbar und vorzeigbar sein soll.
Amuziko (Mostrar o perfil) 28 de agosto de 2011 03:56:53
Kunar:Bevor ich auf irgendeinen der anderen Beiträge antworte, kurz zur Info: Ich habe Amuziko über Ipernity kontaktiert.Danke vielmal Kunar für seine durchdachte Antwort und nützliche Diskussion. Ich entschuldige mich für mein Missverständnis.
Kunar (Mostrar o perfil) 1 de setembro de 2011 21:08:25
qwertz:Wenn du Interesse hast. Hier noch eine Esperanto Übersetzung. Ist aber eher nicht so "schöngeistige" Musik.Sehr interessant, das kannte ich noch gar nicht. Der Musikstil sagt mir schon sehr zu.![]()
Bright Orphidia - Girl Inside
Beachtlich, dass die Originalband anscheinend selbst die Übersetzung singt. Die Aussprache der einzelnen Buchstaben ist bis auf wenige Stellen ok.
Eine Übersetzung fällt aus mehreren Gründen hier leichter als bei anderen Liedern: Zum einen werden relativ wenige Reime verwendet. (Da andererseits Reime erst ein Lied richtig interessant machen, ist das wiederum schade.) Außerdem ist der Text nicht besonders fest an die Musik gebunden - er wird ja mehr gesprochen als gesungen. Außerdem ist am Ende jeder Zeile noch ein wenig "Platz".
Was ich nicht verstehe: Warum man "girl inside" nicht mit "knabino ene" übersetzt.
Bei den Reimen finde ich dancado/ekzistadon. Einerseits ist das ein sog. adasismo (also Reimen über Bildungssilben, was eigentlich nicht zählt), andererseits passen die Endungen nicht zusammen. Zum Vergleich: Die Rockband Persone aus Schweden, die ich immer gerne als Referenz heranziehe, hat in über fünf Alben nur zwei solcher Stellen, an die ich mich erinnere: "alteren/sincere" und "semajnoj/trajno", wobei man in letzterem Fall auch "trajnoj" singen kann.
Warum man bei den Verbendungen Zeit bzw. Modus ändern muss, erschließt sich mir nicht. Die Endungen "prezentu", "malakceptis", "elkraĉis", "estas", "serĉos" wären näher am Original (unabhängig davon, ob ich das so übersetzt hätte oder nicht).
Mir fehlt klar ein "vin". Es sollte "Vi mem korektu vin ĉar" heißen (erneut unabhängig davon, ob ich das so übersetzen würde).
Was bei der Aufnahme auffällt, sind die vielen falschen Betonungen (falsch gesungen - richtig wäre):
unikan - unikan
amik' - amik'
Kie 'stas erar chi? - Kie estas erar' chi?
reĝin' - reĝin'
kontraŭstaras - kontraŭstaras
sklavino - sklavino
juĝi - juĝi
odoron - odoron
metamorfozon - metamorfozon
mja - mia (Aussprache)
mensogoj - mensogoj
aliulon - aliulon
pardoni - pardoni
Das ist absolut inakzeptabel. Außerdem versteht man so durch reines Hören den Text nur sehr schwer. (Ich bin noch nicht fertig, aber für den Rest brauche ich aus Platzgründen einen neuen Beitrag.)
Kunar (Mostrar o perfil) 1 de setembro de 2011 21:16:21
"prezentaas" statt "prezentas"
"la mond'" klingt wie "lamond"
"roob'" statt "rob'"
"Vivpermesu" ist ein Beispiel für seltsame Wortschöpfungen, die so nicht verständlich sind. Klar, man möchte Silben sparen, zieht dann aber so die Wörter zusammen, dass man ohne das Original nicht erraten kann, was gemeint ist. Ich hätte es zuerst mit "Lasu vivi min" o.ä. versucht - oder zum Beispiel ein "Let me" in der Übersetzung nicht übernommen und die dadurch gewonnenen Silben genutzt.
Gerade durch die erwähnten Freiheiten, die das Lied bietet (gesprochener Text, kaum Reime, Platz am Ende der Zeilen) erwarte ich hier im Ergebnis ein deutlich besseres Sprachniveau.
Wie gesagt, die Musik finde ich interessant. Die Übersetzung hingegen strotzt vor Fehlern und ist noch lange nicht fertig. Und wie immer ist unklar, ob die Band das noch einmal aufnehmen würde. Erfahrungsgemäß machen Musiker das meistens nicht, selbst wenn man ihnen (wohlbegründet) sagt, dass sie am Ergebnis noch ein wenig feilen müssen.
Kunar (Mostrar o perfil) 3 de setembro de 2011 07:16:13
Paŭlo Moĵajev: Mi jam ekvidis shin
Amuziko:http://www.youtube.com/watch?v=TmmoRdw8-3UDas Original:
The Beatles: I Saw Her Standing There
http://www.youtube.com/watch?v=Y_jblU4efQk
Zu Paulo Moĵajev gibt es zu sagen, dass er Texte von Liedern aus Musicals und Kinofilmen übersetzt. Ich habe von ihm mehrere Konzerte gesehen, zuletzt vor etwas mehr als einem Monat in der Ukraine. Übrigens hat ihn bei der Gelegenheit das ukrainische Fernsehen gefilmt und genau das erwähnt: http://www.youtube.com/watch?v=TIoM1a08Kig (ab 1:10 bis 1:29)
Ohne die Originale zu kennen klang das, was ich auf seinen Konzerten gehört habe, soweit ok. Das ist natürlich keine Garantie für Fehlerfreiheit, aber schon ein sehr guter Ersteindruck. Bei holprigen Übersetzungen fällt mir in der Regel gleich beim Anhören auf, dass da etwas nicht passt.
Zu diesem konkreten Fall sei gesagt: Die Reime bleiben erhalten. Sie sind zwar zum Teil recht einfach in der Übersetzung, aber das gilt ebenso für das Original. Paŭlo hat sich einige inhaltliche Freiheiten genommen; der Text ist nicht exakt übersetzt, aber nahe genug dran. Damit ist das Wesen einer guten Übersetzung getroffen: Die Form muss stimmen, der Inhalt kann gerne etwas variieren.
Bei den Reimen fällt vielleicht einem Detailfanatiker auf, dass gleich zu Anfang kein echter Reim vorliegt (beb' / dek sep). Solche Assonanzen sind erlaubt. (Dank Roel Haveman kann man dazu einen Artikel aus dem Jahr 1922 im Netz lesen: http://www.tekstoj.nl/lm/lm22-1/disputo.html. Die Diskussion über guten Stil ist also, wie erwähnt, schon viel älter.)
Ganz wichtig aber noch, und das fällt einem erst auf, wenn man sich die gesungenen Versionen anhört: Die langgezogene Silbe (im Original "mine") ist auch in der Übersetzung sehr gut dehnbar ("tim'"). Es reicht also nicht einmal aus, einfach den Text zu übersetzen, man muss auch die Melodie kennen.
Insgesamt klingt die ganze Übersetzung rund. Ich konnte sie auch spontan zum Original singen (mein bereits erwähnter einfacher Praxistest). Es freut mich sehr, nach den von mir kritisierten Beispielen einen Fall besprechen zu können, in dem ich wirklich zufrieden bin. Das zeigt auch: Es ist nicht unmöglich, eine gute Übersetzung anzufertigen!
qwertz (Mostrar o perfil) 5 de setembro de 2011 16:12:20
Kunar (Mostrar o perfil) 6 de dezembro de 2011 22:58:41
Ich habe bei den ersten Versuchen keinen Zugang zu dem Text gefunden. Vor allem war ich sehr irritiert, weil ich ihn bestenfalls an einigen Stellen zur Originalmelodie singen konnte. Ich bin zunächst davon ausgegangen, dass ich mal in Ruhe Original und Esperantoversion nebeneinander halten muss. Um die Ruhe zu finden, habe ich drei Monate gebraucht...
Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich den Esperantotext nicht passend zur Melodie singen kann. Ich werde jetzt nicht jeden Fall aufzählen, aber nehmen wir als ein frappierendes Beispiel die erste Zeile:
"Weißt Du noch, wie's früher war? Früher war alles schlecht"
"Ĉu vi scias ankoraŭ, kiam aĉegis ĉio?"
Betont wird das erste "frü-" in der deutschen Version, aber entsprechend "an-" von "ankoraŭ" in der Esperantoversion, was falsch ist. An den Stellen, an denen ich den Text halbwegs zur Melodie gesungen habe, musste ich immer wieder falsch betonen (etwa bei den Kontinenten).
Dann zu den Reimen: Auf Deutsch "schlecht" / "ungerecht", also letzte Silbe. Auf Esperanto "ĉio" / "nenio", also vorletzte Silbe. Entweder es passt nicht, oder man muss die Esperantoversion so singen, dass die Reime an dieselbe Stelle fallen wie beim Orginal.
Es kann zwar generell klappen, dass man bei einer Übersetzung noch eine Silbe dranhängt. Hier hat man beim Gesang aber keine große Lücke, um das "-o" zweimal etwas später zu bringen. Auf Deutsch folgt auf "schlecht" direkt "Der".
Dann noch etwas, das man nur erkennen kann, wenn man das Lied gehört hat: "alle singen ja ja ja." Da wird das "ja" langgezogen, vor allem das letzte. Das geht bei "kritik'" natürlich nicht. Man findet den Hinweis schon bei Roel Haveman, der darauf aufmerksam macht, dass man bei solchen Stellen einen Vokal haben muss.
Schließlich kommen noch einige sprachlich holprige Stellen hinzu: "malplag'" und "malĥaos'" kann man zwar bilden, aber was bedeuten sie? Bringen diese Ausdrücke etwas auf den Punkt (was bei Liedern wichtig ist)? Formulierungen wie "aĉfartadis", "lotgajnegas" würde man nicht benutzen, wenn man nicht den Druck der Silbenanzahl hätte. Das machen Anfängerübersetzer gerne, aber das ist (vor allem schnell gesungen) nur sehr schwer zu verstehen.
Zur Formulierung "kaj kien ajn rigardatas": Da steht auch im PMEG, dass bei Verben mit möglichem, aber nicht vorhandenem direkten Objekt (bei dem man normalerweise "oni" verwenden würde) eine Form auf -e enden sollte. Außerdem fehlt ein "estas".
Kunar (Mostrar o perfil) 6 de dezembro de 2011 23:04:37
Zu der von mir kritisierten Formulierung sei noch gesagt:
Dieses kleine Stück Text kann man ohne große Probleme viel einfacher ausdrücken: "kaj kien ajn vi rigardas" ist leicht verständlich und passt zur Melodie und Betonung.
Was bleibt von dem Hurra-Text auf Esperanto? Ich habe noch nicht gesehen, wie die Schwierigkeiten, die dieser Text präsentiert, überzeugend gelöst werden. Die einzige interessante Anregung war im Refrain "ĉio bonegas" und "ĉio pli bonas". Die passen auf "alles ist super" und "alles ist besser".
Sollte ich irgendwann mal "Hurra" selbst übersetzen, muss ich also darkweasel für die zwei Zeilen als Mitübersetzer angeben. ("Hurra" ist allerdings keins von den Liedern, bei denen ich eine Übersetzung in nächster Zeit anstrebe.)
darkweasel (Mostrar o perfil) 7 de dezembro de 2011 06:14:44
Kunar:Außerdem fehlt ein "estas".Wieso? Das wird doch eh durch rigardatas ausgedrückt ...?

Ansonsten auf jeden Fall vielen Dank für deinen interessanten Kommentar, der mir sicherlich helfen wird, es beim nächsten Mal besser zu machen!
Kunar (Mostrar o perfil) 18 de janeiro de 2012 21:42:15
Kunar:Außerdem fehlt ein "estas".
darkweasel:Wieso? Das wird doch eh durch rigardatas ausgedrückt ...?Da mag ich mich durchaus irren, wenn es ein grammatischer Grenzfall ist. Ich würde "rigardatas" zuerst zu "estas rigardata" auflösen. Hier müsste es aber "estas rigardate" heißen.Dass diese Formulierung allgemein nicht sehr schön ist (und dein Vorschlag besser), stimmt aber natürlich.
Mag sein, dass laut PMEG diese oder jene Formulierung "unter Umständen möglich" ist. Ich finde sie hier irgendwie nicht gelungen.
Zu diesem Fall aber gerne einen Grammatikkenner fragen. Als Muttersprachler habe ich die meisten Sachen intuitiv gelernt - und die eigene Intuition kann einen täuschen, gerade bei ungewöhnlichen Formulierungen.